Nein. Absolut nicht. Das ist vielleicht umso überraschender, wenn man weiß, dass ich (Esther) mein erstes Lebensjahr in Afrika verbracht habe. Meine Eltern waren für ein paar Jahre in Äthiopien tätig. Mein Vater arbeitete in einem landwirtschaftlichen Projekt von CFI (Christliche Fachkräfte International) und meine Mutter wurde von der Liebenzeller Mission als Krankenschwester und Missionarin ausgesandt. Eine Verbundenheit zu Afrika ist mir daher vielleicht in gewisser Weise in die Wiege gelegt worden. Und doch wollte ich nie als Missionarin nach Afrika. Ich bin zwar im christlichen Glauben aufgewachsen und habe auch früh angefangen, zu beten und Dinge, die ich erlebe, mit Gott zu besprechen. Aber gerade durch diese ehrlichen Gespräche mit Gott habe ich als Jugendliche gemerkt, dass ich ihm mein Leben noch nicht ganz anvertraut habe.
Ich erinnere mich gut an einen Abend im Sommer 2009. Ich war gerade 17 Jahre alt und auf einer christlichen Freizeit in Hessen. Während einem Gebetsabend wurde mir so klar wie nie zuvor, was mich davon abhält, Gott wirklich mein ganzes Leben anzuvertrauen: Ich hatte Angst davor, dass er dann Dinge von mir will, die mich überfordern. Ich habe mir vorgestellt, dass er von mir will, dass ich nach Afrika „in den Busch“ gehe und dort wegen meiner Unfähigkeit die ganze Arbeit „den Bach runter geht“. Dieser Gedanke hat mir Angst gemacht.
Es hat sich so angefühlt, als hätte ich all die Jahre zu Jesus gesagt, dass ich ihm nachfolgen möchte, aber tatsächlich habe ich meine Hand trotzdem nicht voll Vertrauen geöffnet, sondern ich hielt sie fest verschlossen und habe weiterhin selbst versucht, die Kontrolle zu behalten. Und das, was mich davon abhielt, meine Hand zu öffnen und Jesus wirklich mein ganzes Leben anzuvertrauen, war diese Angst. Die Angst davor, dass er dann von mir will, dass ich nach Afrika gehe und ich komplett überfordert bin. Das wollte ich nicht.An diesem Abend habe ich zu Gott gesagt, dass ich diese Angst eigentlich gerne loswerden würde. Aber ich konnte sie nicht selbst überwinden. Aber Gott hat das Wunder getan. Er hat an diesem Abend meine Angst einfach weggenommen und mir dafür eine unglaubliche Freude geschenkt. Eine Freude dazu, mich von ihm senden zu lassen. Eine Freude daran, ihm einfach zu vertrauen, dass er es gut macht und dass er mitgeht – egal wohin ich gehe.
Ich würde nicht sagen, dass diese Angst seitdem nie wiedergekommen ist. Aber immer wenn diese Angst sich breitmachen will, mache ich mir klar, dass Jesus alles in der Hand hat und es nicht auf meine eigenen Fähigkeiten ankommt.
Nach diesem Erlebnis im Sommer 2009 führte mein Weg dann nach dem Abi an die Internationale Hochschule in Bad Liebenzell zum Theologiestudium. Manuel und ich haben beide Theologie studiert mit dem Wunsch, danach einmal im Ausland zu arbeiten. Doch wir hatten kein besonderes Land im Blick. Es ist nicht so, dass wir beide ein ausgeprägtes Afrika-Faible hätten. In Gesprächen mit der Liebenzeller Mission wurden wir dann im letzten Jahr für eine Arbeit in Burundi angefragt. Und nach einigem Nachdenken und Beten haben wir beide ein freudiges „Ja“ dazu gefunden und haben auch erlebt, wie Gott uns immer wieder Erlebnisse geschenkt hat, die uns auf die zukünftige Arbeit und Kultur ein Stück weit vorbereitet haben. Ich staune ehrlich gesagt selbst darüber, dass mein Weg nun doch nach Afrika führt. Und ich bin gespannt, wie wir Gott dort erleben werden.
Ich kann dich nur dazu ermutigen, Gott auch ganz offen und ehrlich zu sagen, wo dich Angst in deinem Leben lähmt und dich daran hindert, ihm ganz zu vertrauen. Ihm ist nichts unmöglich. Jesus kann von Angst befreien und Freude und Freiheit schenken.