Gastfreundschaft ist in den meisten afrikanischen Kulturen ein hoher Wert. Auch in Burundi haben wir oft diese Erfahrung gemacht. Wenn ein Gast unangekündigt vor der Tür steht, wird er selbstverständlich hereingebeten. Auch wenn man eigentlich gerade andere Pläne hatte. Das fällt mir (Esther) nicht immer leicht. Wobei Burundier auch gerne einen Moment warten. Normalerweise empfängt man die Gäste in einem extra dafür vorgesehenen hübschen Empfangsbereich des Hauses. In der Regel bietet man ihnen dann eine „Fanta“ an und oft auch einen kleinen Snack.
Wenn wir Burundier besuchen, staunen wir oft darüber, dass auch arme Familien extra jemanden zum Laden schicken, um Fantas für uns Gäste zu besorgen. Das ist ihnen wirklich wichtig. Wir haben festgestellt, dass in der Stadt die Besuchskultur etwas anders ist als auf dem Dorf. In Mwaro haben wir normalerweise einen typisch burundischen Geschenkkorb gefüllt und je nach Talent auf dem Kopf zum Haus getragen 🙂 Also in meinem Fall nicht auf dem Kopf, sondern auf dem Arm …
Oft schenkt man Reis, Bohnen, Bananen oder andere Lebensmittel. Die Familie legt dann als Dankeschön etwa anderes hinein (von etwas weniger Wert) und überreicht einem den Geschenkkorb beim Abschied wieder. Diese Geschenkkörbe sieht man hier in Bujumbura deutlich weniger. Aber an Hochzeiten und Verlobungsfeiern kommen die Geschenkkörbe auch hier zum Einsatz.
Zu Besuch bei Billy (meinem Sprachlehrer) / Das Leitungsteam der Gemeinde besucht regelmäßig Mitarbeiter aus der Gemeinde / Geschenkkorb zur Hochzeit
Gastfreundschaft leben hieß für uns auch in diesem Jahr immer wieder viele Gäste zu uns nach Hause einzuladen. Nach einem guten und vor allem reichlichen Essen war die Stimmung immer gut und die Gespräche auch 🙂 Von zwei besonderen Highlights will ich kurz erzählen.
Im Oktober haben wir das Leitungsteam der Gemeinde zu einem „deutschen Abend“ eingeladen. Es gab typisch deutsche Gerichte wie Kartoffelsalat und Würstchen, Nudelsalat und Frikadellen, Leberkäse (von unserem deutschen Kollegen Benni selbstgemacht!) und Essiggurken. Es war sehr amüsant zu beobachten, wie Burundier zum ersten Mal in ihrem Leben Essiggurken probieren 🙂 Aber es hat ihnen gut geschmeckt!
Danach hatten wir ein Quiz vorbereitet zum Bilder raten. Auf den Fotos waren Dinge oder Situationen zu sehen, die in Deutschland normal sind, aber die für Burundier sehr sehr abwegig und verrückt wirken. Zum Beispiel eine Katzenklappe oder ein Solarium, getrennte Fußgänger-und Radwege oder die Hundekottütenspender. Es war richtig lustig, wie sie alle gerätselt und überlegt haben. Und vor allem haben wir viel gelacht. Das tat richtig gut, einmal nicht an die Zuckerkrise oder Spritkrise im Land zu denken oder an all die Aufgaben und To-Do’s, sondern einfach nur zusammen zu lachen 🙂
Danach hatten wir eine Art Quiz vorbereitet mit vielen Fotos zum Raten. Auf den Fotos waren verschiedene Gegenstände oder Situationen zu sehen, die in Deutschland normal sind, die aber für einen Burundier sehr sehr abwegig und surreal erscheinen 🙂 Zum Beispiel eine Katzenklappe oder ein Solarion, getrennte Rad-und Fußgängerwege oder die Hundekottütenspender…. Wir haben gelacht! Und zum Teil lange gerätselt. Es war richtig lustig und es tat allen richtig gut, einfach mal zusammen zu lachen und mal nicht an die Zuckerkrise und Spritkrise im Land zu denken oder an all die To-Do’s und Aufgaben.
An Weihnachten wurde es wieder voll in unserem Wohnzimmer! Wir wollten gerne ein paar Leute einladen, die keine Familie in Bujumbura haben und daher an Weihnachten allein gewesen wären. So fingen wir kurz vor Weihnachten an, Leute einzuladen. Anfangs sah es so aus, als würden sich 3-4 Leute finden. Doch bald kam einer nach dem anderen dazu. Manche brachten einfach noch einen Freund mit oder gaben uns noch weitere Tipps, wen wir noch einladen könnten. So waren wir im Endeffekt eine Gruppe von 18 Personen (inkl. unserer Familie). Für Theo war das ein großes Highlight. Denn er liebt es, wenn viele junge Männer bei uns zu Hause sind, mit denen er sich anfreunden kann. Ganz begeistert hat er mir geholfen, die Geschenke für jeden einzupacken (Kleine Notizbücher, Seife und Kekse). Es war irgendwie ein besonders schöner Moment, als Theo und Jimmy später am Nachmittag jedem persönlich ihr Geschenk überreicht haben. Ein junger Mann sagte, dass es das erste Weihnachtsgeschenk war, dass er bisher bekommen hatte.
Es war richtig schön, zu sehen, wie viel Freude wir diesen Menschen damit machen konnten, dass sie Weihnachten so in Gemeinschaft mit anderen feiern konnten. Burundier lieben Spiele! Und wir auch! Daher war klar, dass nach dem Festessen gespielt wird. Das machen wir eigentlich jedes Mal und Burundier spielen echt alles gerne: Reise nach Jerusalem, Uno oder Tabu.
Es ist natürlich jedes Mal viel Vorbereitung, so viele Gäste da zu haben. Aber es lohnt sich immer und wir sind froh, dass wir unser großes Haus dafür oft nutzen können.
Links: Hier backen wir mit Freunden aus dem Hauskreis zusammen Weihnachtsplätzchen
Rechts: Freitags haben wir meist das ganze LM-Team bei uns zum Mittagessen und gemeinsamen Beten.